Buying-Center im B2B-Vertrieb: Eine unüberwindliche Barriere?

Da im B2B-Vertrieb die direkten Kontaktpersonen von Verkäufern nur selten die alleinigen Entscheider sind, gilt es den gesamten Entscheiderkreis, das sogenannte „Buying Center“ sorgfältig zu erkunden. Das ist für eine überzeugende Verkaufsargumentation und dem daraus resultierenden Vertriebserfolg äußerst wichtig. 

Das Buying Center im B2B-Vertrieb ist eine Chance. Wer die Rollen und Entscheidungsmechanismen kennt, kann seine Vertriebsstrategie anpassen und im B2B-Vertrieb erfolgreich sein.
Das Buying Center im B2B-Vertrieb ist eine Chance. Wer die Rollen und Entscheidungsmechanismen kennt, kann seine Vertriebsstrategie anpassen und im B2B-Vertrieb erfolgreich sein.© Monkey Business AdobeStock_132141385

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Das Buying Center im B2B-Vertrieb: Eine unüberwindliche Barriere oder der Schlüssel zum Erfolg?

Das Buying Center ist eine der größten Herausforderungen im komplexen B2B-Vertrieb. Warum? Weil es sich um eine Gruppe von Entscheidungsträgern handelt, die unterschiedliche Rollen, Interessen und Prioritäten haben. Während viele Vertriebsprofis sich auf einen Hauptansprechpartner konzentrieren, wird oft übersehen, dass Kaufentscheidungen in Unternehmen selten von einer einzelnen Person getroffen werden. Eine durchdachte Strategie, die alle relevanten Akteure im Buying Center anspricht, ist daher essenziell.

Was ist das Buying Center?

Das Buying Center beschreibt die Gesamtheit aller Personen, die an einem Kaufentscheidungsprozess in einem Unternehmen beteiligt sind. Es besteht in der Regel aus mehreren Funktionen mit unterschiedlichen Interessen und Einflussmöglichkeiten. Diese Konstellation macht den Vertriebsprozess anspruchsvoll, aber auch planbar, wenn man die Dynamiken versteht.

Die Rollen im Buying Center

Ein erfolgreiches Sales-Team sollte die verschiedenen Rollen innerhalb eines Buying Centers kennen und individuell ansprechen. In der Regel besteht es aus folgenden Gruppen:

  1. Entscheider (Decision Maker)
    • Trifft die finale Kaufentscheidung.
    • Meist eine Führungskraft oder ein Budgetverantwortlicher.
  2. Einflussnehmer (Influencer)
    • Liefert wichtige Informationen für die Entscheidung.
    • Kann aus IT, Fachabteilungen oder externen Beratern bestehen.
  3. Anwender (User)
    • Nutzt das Produkt oder die Dienstleistung im Tagesgeschäft.
    • Hat praktische Anforderungen und bewertet die Nutzerfreundlichkeit.
  4. Einkäufer (Buyer)
    • Verhandelt Konditionen und ist für den kaufmännischen Prozess verantwortlich.
  5. Gatekeeper
    • Kontrolliert den Informationsfluss und entscheidet, welche Anbieter in die engere Auswahl kommen.
  6. Sponsoren und interne Befürworter
    • Können den Entscheidungsprozess positiv beeinflussen, indem sie intern für ein Produkt oder eine Lösung werben.

Herausforderungen im Buying Center

Viele Unternehmen unterschätzen die Bedeutung des Buying Centers, weil sich die wichtigsten Akteure oft im Hintergrund halten. Vertriebsprofis müssen daher tief in die Entscheidungsprozesse eintauchen und verstehen, wer welche Rolle spielt. Einige zentrale Herausforderungen:

  • Unterschiedliche Interessen: Die Fachabteilung legt Wert auf Funktionalität, das Management auf ROI, die IT auf Sicherheit.
  • Lange Entscheidungsprozesse: Viele Stakeholder bedeuten langwierige Abstimmungen.
  • Unklare Machtverhältnisse: Wer wirklich entscheidet, ist nicht immer offensichtlich.
  • Interne Widerstände: Selbst wenn der Entscheider überzeugt ist, kann ein skeptischer Anwender den Deal verzögern oder verhindern.

Wie überzeugt man das Buying Center?

Ein erfolgreicher B2B-Vertrieb benötigt eine differenzierte Strategie, um alle relevanten Akteure gezielt anzusprechen. Folgende Maßnahmen helfen dabei:

1 Analyse des Buying Centers

  • Wer sind die wichtigsten Personen?
  • Welche Interessen, Sorgen und Erwartungen haben sie?
  • Wer trifft die endgültige Entscheidung, und wer beeinflusst sie maßgeblich?

2 Rationale und emotionale Kaufgründe verbinden

Menschen treffen Kaufentscheidungen auf zwei Ebenen: rational und emotional.

Emotionale Faktoren: Vertrauen, Sicherheitsgefühl, Anerkennung, Gruppenzugehörigkeit. Ein Beispiel: Ein IT-Leiter bevorzugt eine Lösung, die ihm persönlich als Innovator Anerkennung verschafft.

Rationale Faktoren: Preis, Effizienz, Nutzen, Funktionalität. Beispiel: Ein CFO argumentiert mit Einsparungen und schneller Amortisation.

Ein Vertriebsteam, das beide Ebenen adressiert, hat bessere Chancen, den Verkaufsprozess erfolgreich zu gestalten.

3 Individuelle Argumentationsstrategien entwickeln

Jede Rolle im Buying Center benötigt eine maßgeschneiderte Ansprache:

  • Entscheider: ROI-Berechnungen, Wettbewerbsvorteile, strategische Bedeutung.
  • Anwender: Benutzerfreundlichkeit, Effizienzsteigerung, geringere Fehleranfälligkeit.
  • IT-Abteilung: Sicherheit, Integrationsfähigkeit, technischer Support.
  • Einkauf: Preis, Vertragskonditionen, Lieferzeiten.

4 Vertrauen durch Thought Leadership aufbauen

B2B-Kaufentscheidungen sind oft riskant. Unternehmen bevorzugen Partner, die als Experten wahrgenommen werden.

  • Publizieren von Fachartikeln, Whitepapers, Success Stories.
  • Präsentationen auf Branchenevents und Webinaren.
  • Case Studies mit realen Anwendungsszenarien.

5 Stakeholder gezielt einbinden

Ein häufiger Fehler: Das Vertriebsteam spricht monatelang mit einem Ansprechpartner, nur um dann festzustellen, dass andere Personen die Entscheidung treffen. Besser: Frühzeitig alle relevanten Stakeholder identifizieren und in den Entscheidungsprozess einbinden.

Neue Vertriebsstrategien auf Basis der Buying-Center-Analyse entwickeln

Die Kombination aus rationalen und emotionalen Kaufmotiven sowie die gezielte Ansprache der richtigen Akteure erhöht die Erfolgschancen erheblich. Unternehmen, die das Buying Center in ihre Vertriebsstrategie einbinden, profitieren von:

  • Kürzeren Verkaufszyklen
  • Höheren Abschlussquoten
  • Besseren Kundenbeziehungen
  • Geringerer Preis-Sensibilität bei den Kunden

Fazit des Experten

Das Buying Center ist keine unüberwindbare Barriere, sondern eine Chance. Wer die verschiedenen Rollen und Entscheidungsmechanismen versteht, kann seine Vertriebsstrategie gezielt anpassen und langfristige Erfolge im B2B-Vertrieb erzielen. Entscheidend ist es, alle Beteiligten einzubeziehen, rationale und emotionale Argumente zu verknüpfen und Vertrauen durch Kompetenz aufzubauen. Dann wird das Buying Center nicht zum Hindernis, sondern zum Schlüssel für mehr Umsatz und nachhaltige Geschäftsbeziehungen.

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Uwe Reusche

4 Kommentare zu “Buying-Center im B2B-Vertrieb: Eine unüberwindliche Barriere?

  1. Manfred Schröder

    Dieser Artikel ist eine gute Erinnerung an das Thema Buying Center Analyse. In England wird dabei eher von einer DMU ? Desision Making Unit gesprochen.

    Die o.g. genannten Rollen sind jedoch aus verschiedenen Konzepten zusammen getragen worden. Und nicht alle Rollen sind so beschrieben, wie es die Mehrheit der Konzepte definiert.

    Der Coach beispielsweise ist zumeist als der Unterstützer des Verkäufers definiert. Was als Coach beschrieben ist, ist der interne oder externe Experte für das Thema.

    Webster und Wind haben als erste die Rollen im Buying Center beschrieben. Es sollte damals eine Orientierung für das Marketing sein. Schnell wurde jedoch klar, dass es ein immense Hilfe für den Vertrieb ist. Solange Sie den Initiator oder Auftraggeber und den Genehmiger nicht kennen, sollten Sie nicht zu sehr auf den Auftrag hoffen. Deshalb geht es darum, zu prüfen, ob alle wichtigen Rollen besetzt sind.

    Das gilt sowohl für den Lösungsvertrieb / Solution selling, wie für das strategische Account Management. Mehr über Buying Center unter http://www.alphaSales.de/buying-center-analyse/

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