Die 10 häufigsten Fehler im Verkauf und wie Vertriebsleiter richtig damit umgehen

Kaum ein Mitarbeiter ist in einem Unternehmen so transparent wie ein Verkäufer. Dessen Zahlen sind wie Zensuren – es ist eindeutig zu erkennen, wer gut ist und wer nicht. Nur allzu oft müssen Verkäufer dann Rechenschaft ablegen: Wieso ist der durchschnittliche Auftragswert so niedrig? Weshalb sind die gegebenen Rabatte so hoch? Warum verlieren wir mehr Kunden als neue hinzukommen?

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Führung zwischen Druck und Resignation

Doch anstatt dass Verkäufer nun Hilfe und Unterstützung bekommen, üben viele Führungskräfte Druck aus. Andere haben längst aufgegeben und ziehen sich mit dem Gedanken „In 5 Jahren geht er ja eh in Rente“ aus der Verpflichtung, endlich ins Handeln zu kommen. Eines darf dabei allerdings auch nicht vergessen werden: Manche Verkäufer sind resistent! Sie wollen gar nicht mehr bzw. besser verkaufen oder anders, sie wollen ihren Job anstrengungsarm erledigen – also so wie immer – und dann in den Feierabend gehen. Die Frage ist, wie gehen Verkäufer und Führungskräfte – sei es der Unternehmer selbst oder der Vertriebsleiter – mit Fehlern im Verkauf oder vielmehr in der Kommunikation miteinander richtig um?

10 Tipps, wie Vertriebsleiter mit Fehlern im Verkauf umgehen können

1 Erwartungen sind nicht geklärt

Menschen müssen ganz genau wissen, was von ihnen erwartet wird. Wenn ein Verkäufer nicht weiß, dass er A, B und C erledigen soll, dann wird er es vielleicht sogar irgendwie tun, aber wahrscheinlich nicht mit vollem Elan. Darum brauchen Verkäufer klare Ziele: An welchen Zahlen werden sie gemessen? Was wird von ihnen erwartet?

2 Es wird nur gefordert, aber nicht gefördert

Nur die wenigsten Menschen sind von Haus aus hoch motiviert und beschäftigen sich auch außerhalb ihrer üblichen Arbeitszeit mit dem Beruf. Beispielsweise, indem sie einen Verkaufsratgeber lesen oder lehrreiche Videos auf Youtube anschauen. Deshalb muss Mitarbeitern im Verkauf ganz klar gezeigt werden, wie sie die Erwartungen auch erfüllen können – mit vernünftigen Einweisungen und Hilfestellungen, mit Seminaren und Coachings. Ob dies nun während der Arbeitszeit stattfindet, am Wochenende oder nach Feierabend kann nicht pauschal beantwortet werden. Aber eine Verkäuferin, die gerade den gesetzlichen Mindestlohn bekommt, ist sicherlich anders zu behandeln als ein Verkäufer, der jährlich einen hohen fünfstelligen Betrag verdient.

3 Zu wenig Transparenz

Verkäufer müssen wissen, ob sie mit dem, was sie tun, auf Zielkurs sind – oder nicht. Dafür reicht es nicht, am Ende des Monats zu kommunizieren, was der einzelne Mitarbeiter geleistet hat. Wenn die Zahlen täglich oder wenigstens wöchentlich kommuniziert werden, weiß jeder, ob er so weiter machen kann wie bisher.

4 Es wird nicht rechtzeitig gegengesteuert

Sobald absehbar ist, dass ein Verkäufer seinen Zielkurs verlässt, muss die Führungskraft mit ihm sprechen. Und zwar nicht nach dem Motto „Wann fangen Sie endlich an zu arbeiten?“, sondern eher „Was fehlt, damit Sie das Ziel schaffen können?“

5 Fehler werden nicht offen angesprochen

Jeder kann mal einen Kunden verlieren. Daran trägt auch nicht immer der Verkäufer die Schuld. Tatsache aber ist, dass viele Verkäufer – sobald Abwanderungstendenzen zu erkennen sind – von sich aus ungern das Gespräch suchen, weder mit dem Kunden noch mit der Führungskraft. Darum müssen alle Beteiligten ermutigt werden, gerade dann und möglichst schnell ein Gespräch anzustreben, um Lösungen zu finden – oder wenigstens daraus zu lernen.

6 Jeder lebt in seiner Welt

Manchmal scheint das Produktmanagement Lösungen zu erarbeiten, bei denen sich die Mehrheit der Verkäufer denkt: „Das braucht der Markt nun wirklich nicht – wie sollen wir das nur verkaufen?“ Jeder im Unternehmen, ob nun Marketing, Buchhaltung oder Entwicklung muss den Kundennutzen im Blick haben. Regelmäßige Gespräche, nicht nur mit den Verkäufern, sondern auch mit den Kunden sind hierfür hilfreich. Dann wird das Leistungsportfolio wirklich zur gemeinsamen Sache und  Vorurteile sowie Insellösungen werden reduziert.

7 Nur Verkäufer bekommen Leistungslohnkomponenten

Ist das Gehalt von Verkäufern an Umsatz, Deckungsbeiträgen oder sonstige Kennzahlen gekoppelt, denken und handeln diese mehrheitlich automatisch anders. Würden Abteilungen wie Marketing und Produktentwicklung finanziell an den gleichen Maßstäben gemessen, möglicherweise weniger intensiv aber doch deutlich, würde das die Kundenorientierung erheblich steigern – und Flops und Unzufriedenheiten sowohl unternehmensintern als auch extern vorbeugen.

8 Es wird an den Falschen festgehalten

Manche Kunden passen genau wie manche Mitarbeiter  einfach nicht zum Unternehmen. Warum also, nachdem man Wege und Brücken zu einer gemeinsamen Zukunft erfolglos aufgezeigt hat, die Beziehung nicht beenden, wenn es für beide Seiten keinen Sinn macht bzw. die Vorstellungen zu weit auseinandergehen?

9 Zu großes Harmoniestreben

Jeder muss auch mal sagen dürfen, wenn etwas falsch läuft. Ist die Kritik sachlich und lösungsorientiert, sollte jeder Kollege dankbar dafür sein. Ein Unternehmen ist schließlich kein Selbstzweck, sondern kann nur bestehen, wenn alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen – und Kunden für ihr Angebot begeistern. Leider bestehen in manchen Unternehmen aufgrund eines zu starken Kuschelkurses erhebliche Informations- und damit Chancendefizite.

10 Trotz und Prinzipienreiterei

Egal was auch passiert ist – es muss irgendwann mal wieder abgehakt sein! Nur weil ein Kunde zum Mitbewerber geht, bedeutet dies nicht, dass der Verkäufer den Kontakt von sich aus auf Ewigkeit beenden sollte. Und hat man sich bei Kollegen mal im Wort vergriffen, so sollte nach einer kurzen Aussprache auch alles wieder auf neutral stehen. Trotz oder Prinzipienreiterei bringen kein Unternehmen und keinen Menschen weiter – nur den Mitbewerber.

Oliver Schumacher

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