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Mehr Leads durch Likes? Oder durch Vertrauen?
Es klingt verlockend: Mit wenigen Klicks Kontakte knüpfen, automatisierte Leads generieren und per intelligentem Algorithmus die passenden Zielgruppen ansprechen. Ist der Vertrieb so effizient wie noch nie zuvor?
Trotz aller digitalen Möglichkeiten bleibt auch nach wie vor ein Faktor entscheidend: Vertrauen. Und das entsteht selten durch einen LinkedIn-Kommentar oder eine „kalte“ E-Mail. Vertrieb lebt von Beziehungen – und persönliche Empfehlungen schlagen jeden Funnel.
Netzwerke sind im Vertrieb kein „Nice-to-have“, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor
Digitale Tools vs. persönliche Empfehlungen – ein Gegensatz?
Ohne Frage: Digitale Plattformen haben den Vertrieb revolutioniert. CRM-Systeme, KI-gestützte Lead-Scoring-Modelle, automatisierte E-Mail-Sequenzen und professionelle Social-Selling-Strategien sind aus dem Alltag von Vertriebsteams nicht mehr wegzudenken. Sie ermöglichen ihnen eine bessere Skalierung, mehr Effizienz und messbare Erfolge.
Der Vertrieb endet nicht bei der Kontaktaufnahme, er beginnt dort. Die wahre Kunst liegt hierbei im Aufbau von Vertrauen. Und genau hier stoßen digitale Maßnahmen an ihre Grenzen.
Eine persönliche Empfehlung, ein vertrauensvoller Hinweis von einem geschätzten Kontakt oder eine Weiterleitung innerhalb eines bestehenden Netzwerks hat deutlich mehr Gewicht als jede anonyme Werbemail. Vertrauen ist nicht skalierbar – es ist persönlich. Und genau das macht den Unterschied.
Digitale Kundenkommunikation: Bist du im Gespräch – oder nur in der Inbox?
Die modernen, digitalen Kommunikationsmedien verleiten uns oft dazu, mit anderen Menschen „en passant“, also eher beiläufig, zu kommunizieren. Das wirkt sich negativ auf die Qualität unserer Beziehungen aus. Mehr lesenVertriebserfolg durch Netzwerkintelligenz
Wer heute im Vertrieb erfolgreich sein will, muss Netzwerke nicht nur besitzen, sondern sie auch aktiv nutzen und pflegen. Das bedeutet: Relevante Kontakte aufrechterhalten, echte Beziehungen aufbauen und kontinuierlich Mehrwert bieten. Dazu gehört auch, sich ab und zu persönlich zu sehen und eine offline Beziehungspflege durchzuführen. In Zeiten überfüllter Postfächer und automatisierter Kommunikation gewinnt derjenige, der als Empfehlung kommt. Quantität ersetzt keine Qualität.
Aus meiner Erfahrung kann ich das nur bestätigen. Empfehlungen von zufriedenen Kunden, früheren Projektpartnern oder Kontakten aus dem persönlichen Umfeld öffnen Türen, die sonst verschlossen bleiben. Diese Art von „Vertriebsbooster“ lässt sich nicht einkaufen – sie entsteht durch konsequente Beziehungspflege.
Strategisches Netzwerken – Wie Empfehlungen wirklich entstehen
Persönliche Empfehlungen sind kein Zufallsprodukt. Sie entstehen dort, wo Vertrauen gewachsen ist, durch kontinuierlichen Kontakt, durch Kompetenz und durch ehrliches Interesse. Aber wie konkret gelingt dies?
- Netzwerke auswählen – und pflegen
Nicht jedes Event bringt wertvolle Kontakte. Entscheidend ist, die richtigen Netzwerke zu identifizieren: Branchenveranstaltungen, regionale Wirtschaftsrunden, Alumni-Treffen oder themenspezifische Fachgruppen. Für Vertriebler gilt: Lieber gezielt drei Formate regelmäßig besuchen als zehn unregelmäßig.
Tipp: Die besten Empfehlungen entstehen nicht in Verkaufsrunden, sondern in vertrauensvollen Gesprächen ohne Verkaufsdruck: Beim Kaffee, beim Netzwerktreffen, beim gemeinsamen Workshop.
- Geben statt nehmen
Wer nur nach Leads sucht, wird im Netzwerk schnell isoliert. Wer dagegen Expertise, Zeit oder Kontakte teilt, wird langfristig als vertrauenswürdiger Partner wahrgenommen. Vertrieb lebt vom Prinzip zuerst investieren, dann profitieren.
Beispiel: Wer einem Kontakt bei einer Jobvermittlung hilft, ein Event moderiert oder Inhalte teilt, wird im Gedächtnis bleiben – und bei Bedarf weiterempfohlen.
- Sichtbarkeit durch Relevanz
Im digitalen Raum ist Sichtbarkeit wichtig. Aber das gilt nur, wenn sie auch relevant ist. Vertriebler sollten sich als Problemlöser und Branchenexperten positionieren. Durch kurze Fachimpulse, eigene Beiträge, Kommentare in Diskussionen oder kurze Statements in Webinaren kann dies konkret gelingen.
Stichwort Thought Leadership: Authentisch, nicht aufgesetzt
Der klassische Vertriebsweg vom ersten Kontakt, über den Termin, zum Angebot und schlussendlich hoffentlich zum Abschluss, ist heute selten linear. Die Entscheidung für ein Produkt oder eine Dienstleistung wird zunehmend durch Vertrauen und Reputation beeinflusst. Genau hier liegt die Stärke von Netzwerken und Empfehlungen.
Plattformen wie LinkedIn bieten ideale Möglichkeiten, die eigene Reputation durch Empfehlungen sichtbar zu machen. Ein gut gepflegtes Profil, echte Kundenstimmen, geteilte Projekterfolge. All das wirkt authentisch und überzeugender als jede Werbeanzeige.
Plus: Es ist kostenlos. Doch Achtung, auch hier gilt – Empfehlungen müssen verdient werden. Wer nach fünf Minuten Kontakt nach einer Bewertung fragt, verspielt Vertrauen.
Menschen kaufen von Menschen – nicht von Jobtiteln. Wer im Netzwerk durch echte Geschichten überzeugt – sei es ein gelöstes Kundenproblem oder eine persönliche Lernerfahrung – bleibt im Kopf. Storytelling im Vertrieb ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um Nähe und Relevanz herzustellen.
„Word-of-Machine“ – Wann Käufer der Empfehlung einer Maschine folgen
Der „Word-of-Mouth“ Effekt ist weitverbreitet und akzeptiert. Doch gibt es auch einen „Word-of-Machine“ Effekt und wenn ja, wie beeinflusst er die Kaufentscheidungen? Mehr lesenVertrieb braucht Nähe: Auch und gerade im digitalen Raum
Besonders im B2B-Vertrieb, wo Entscheidungen oft langfristige Partnerschaften betreffen, ist persönlicher Austausch unverzichtbar.
Die Pandemie hat gezeigt, dass digitale Tools effizient sind – aber Nähe nicht ersetzen. Die Zukunft des Vertriebs liegt nicht im Entweder-oder, sondern im Sowohl-als-auch. Persönliche Treffen bleiben essenziell, aber sie werden ergänzt durch digitale Formate wie virtuelle Roundtables, LinkedIn-Gruppen, gemeinsame Slack- oder Teams-Kanäle.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor liegt in der Kunst, beide Welten intelligent zu verbinden. Ein digitales Follow-up nach einem Event, ein persönlicher Anruf nach einem Webinar, ein kurzer Besuch beim Kunden – solche Gesten machen den Unterschied.
Vertriebliche Netzwerk-Taktiken für Praktiker
Hier ein paar konkrete Impulse, wie Vertriebler ihr Netzwerk gezielt für Empfehlungen nutzen können:
1 Empfehlungen aktiv einholen – aber richtig
Wer mit einem Kunden erfolgreich gearbeitet hat, sollte um eine Empfehlung bitten. Nicht standardisiert, sondern persönlich. Ein kurzes Telefonat oder eine individuelle Nachricht wirkt oft besser als ein LinkedIn-Automatismus.
2 Bestandskunden aktivieren
Viele Empfehlungen entstehen nicht aus neuen Kontakten, sondern aus bestehenden Kundenbeziehungen. Regelmäßige Check-ins, Einladungen zu Events oder einfach ein kurzes „Wie läuft’s?“ können viel bewegen. Auch hier gilt: Qualität ist wichtiger als Quantität.
3 Feedback nutzen – auch als Vertriebsinstrument
Ein gutes Netzwerk liefert ehrliches Feedback. Wer Kritik ernst nimmt und daran wächst, stärkt seine Position. Gleichzeitig entsteht dadurch Vertrauen und somit wieder die Grundlage für Empfehlungen. Ein positiver Kreislauf also.
Fazit der Expertin
Persönliche Empfehlungen sind das Social Capital im Vertrieb
Die Digitalisierung hat den Vertrieb effizienter gemacht – aber nicht menschlicher. Gerade in einer Welt voller Automatisierung, Künstlicher Intelligenz und KPIs gewinnt das Zwischenmenschliche wieder an Bedeutung. Empfehlungen sind dabei mehr als nette Nebeneffekte. Sie sind Ausdruck von Vertrauen, Kompetenz und Beziehungstiefe. Erfolgreicher Vertrieb braucht zweifelsohne digitale Tools, aber er lebt von persönlichen Empfehlungen. Wer beides klug kombiniert, schafft nicht nur Umsatz, sondern echte Partnerschaften. Und die sind im digitalen Zeitalter wertvoller denn je.
Zur Person
Ricarda Bannert bringt über 15 Jahre Erfahrung im strategischen Vertrieb und der Geschäftsentwicklung mit. Nach ersten wertvollen Einblicken in den Kunden- und Vertriebsbereich bei IBM entwickelte sie bei Vodafone jahrelang ihre Expertise in der Betreuung internationaler Großkunden und der strategischen Steuerung von Vertriebskanälen weiter und erkannte, wie entscheidend Vertrauen und langfristige Partnerschaften für nachhaltigen Erfolg sind.
Heute leitet Ricarda Bannert den Bereich strategische Partnerschaften bei Ayming. Sie konzentriert sich darauf, maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmen zu entwickeln, staatliche Fördermittel zu maximieren und Innovation zu fördern. Ihre zentrale Erkenntnis aus ihrer Karriere: Netzwerken bedeutet nicht nur Kontakte zu knüpfen, sondern echten Mehrwert zu schaffen und langfristige Beziehungen mit Substanz aufzubauen.



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