Workation: Kombinieren Sie Remote-Arbeiten und Urlaub!

„Workation“ ist das neue Buzzword für junge Arbeitnehmende. Dahinter steckt die Verschmelzung von Remote-Arbeiten und Urlaub, was eine Revolution der herkömmlichen Arbeitsmodelle bedeutet. Wird das ein neuer Hype und funktioniert das auch im Vertrieb?

Laut mehreren Umfragen wollen vor allem jüngere Arbeitnehmer ihre Homeoffice-Erfahrungen ins Ausland übertragen. Was ist dran an Workation und kann das funktionieren?
Laut mehreren Umfragen wollen vor allem jüngere Arbeitnehmer ihre Homeoffice-Erfahrungen ins Ausland übertragen. Was ist dran an Workation? © shintartanya/stock.adobe.com

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Wird das ein neuer Hype?

Remote zu arbeiten ermöglicht es insbesondere Vertriebsfachkräften, den Arbeitsplatz an einen Urlaubsort zu verlegen. Oder im Urlaub zu arbeiten. Damit beides gelingt und die Erholung trotzdem klappt, gilt es ein paar Kniffe zu kennen. Doch nicht alle finden das Vermischen von Privatem und Beruf gut.

„Workation“ ist ein neues Kunstwort: Arbeit = Work und Urlaub = Vacation sollen zusammen funktionieren.

Laut mehreren Umfragen wollen vor allem jüngere Arbeitnehmer ihre Homeoffice-Erfahrungen ins Ausland übertragen. Wo der Heimarbeitsschreibtisch dann steht, im nahen Südtirol oder im fernen Bali, spielt dabei eine Rolle. Denn nicht nur die Zeitverschiebung schlägt auf die telefonische Erreichbarkeit durch.

Technik für Fernarbeit regeln

„Auch in der Technik gilt es, auf Details zu achten“, erklärt Peoplefone-Geschäftsführer Felix Pflüger. Der Chef des Providers betreut mehr als 10.000 Geschäftskunden. Darunter etliche, die weltweit unterwegs sind.

Eine stabile Internetverbindung ist das Kernelement, um im Urlaub erreichbar zu sein. Und damit die Kosten beim Telefonieren nicht explodieren, empfiehlt Pflüger Vertrieblern entweder auf SIM-Karten des jeweiligen Landes umzusteigen oder Modelle zu wählen, die länderübergreifend funktionieren. Etwa weil sie sich automatisch ins am besten verfügbare Netz einwählen.

Die telefonische Erreichbarkeit wiederum sei deshalb wichtig, weil Mitarbeiter im Erholungsurlaub meist dann angerufen würden, wenn etwas Brenzliges passiert, das keinen Aufschub duldet. Alles andere kann via E-Mail erledigt werden und unterliegt meistens keiner hohen Dringlichkeit. Anders sieht das bei einer Workation aus, dem Arbeiten am Urlaubsort. Hier gilt die telefonische Erreichbarkeit zu den üblichen Geschäftszeiten des Arbeitgeberstandorts.

Wie eine Workation aufzusetzen ist, kann Pflüger aus eigener Erfahrung berichten: „Vor ein paar Jahren habe ich sechs Wochen lang halbtags von Polen aus gearbeitet“. Zu dieser Zeit ist Pflüger Vertriebsleiter und aus privaten Gründen im Ausland. Der Peoplefone-Chef mietet sich in Schlesien eine Wohnung mit einem besseren Internetanschluss als in Deutschland. „Jeden Morgen habe ich am Küchentisch mein kleines Homeoffice aus Notebook, Headset und Drucker aufgebaut“, so Pflüger. Über eine virtuelle Telefonanlage ist er mit der deutschen Rufnummer seines Arbeitgebers in Polen erreichbar. Auch bei abgehenden Gesprächen wird diese angezeigt.

Fixe Zeiten für Zusammenarbeit finden

Nachmittags verweilt der Kommunikationsexperte mit der Familie am Badesee oder erkundet Land und Leute. Und für Notfälle ist er per App auf dem Mobiltelefon erreichbar. Rückblickend ordnet Pflüger die Zeit als „schön und lehrreich“ ein. Als er sich nach sechs Wochen bei Kunden zurückmeldet, hört er oft: „Ich habe nicht gemerkt, dass du weg warst“. Pflügers Bilanz lautet: Technisch ist Workation heute keine Herausforderung mehr.

Emotional dafür umso mehr. Zumindest für Manche. Da hilft es, im Urlaub das Eisenhower-Prinzip anzuwenden. Also Dringendes von Wichtigem zu unterscheiden. „Wer das kann, bekommt seine Zeit gut gemanagt“, erklärt Pflüger. Dem gelinge es, in den Ferien feste Zeiten freizuhalten, etwa um einen inspirierenden Strandspaziergang zu machen. Gleichzeitig empfiehlt der Experte für das Arbeiten am Meer oder in den Bergen ebenso feste Uhrzeiten zu fixieren. „Das steigert die Selbstdisziplin“, findet Pflüger.

Klare Regeln helfen bei der Arbeitszeit

Klare Regeln scheinen grundsätzlich zu helfen, wenn es um das Meistern des Arbeitspensums geht. So kann laut einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes das Arbeiten im Homeoffice zu mehr Stress führen und damit die Gesundheit belasten. Auch machen 28 Prozent der Heimarbeiter oft unbezahlte Überstunden und Vorgesetzte erwarten von jedem Dritten, außerhalb normaler Arbeitszeiten erreichbar zu sein.

Heimarbeiter sind demnach viel öfter abends bis 23 Uhr tätig und fangen früh wieder an. 46 Prozent verkürzen die Pause oder lassen sie ausfallen. 47 Prozent der Heimarbeiter geben an, in der Freizeit häufig nicht richtig abschalten zu können.

Alle diese Werte seien deutlich höher als bei Beschäftigten, die meist oder immer in der Firma arbeiten, so die Autoren der Studie.  Wenn es hingegen Betriebsvereinbarungen zum ortsflexiblen Arbeiten gebe, liege der Anteil derjenigen, die Ruhezeiten verkürzen, nur halb so hoch wie ohne entsprechende Regeln.

Work-Life-Blend

Der Workation-Ansatz bietet laut Pflüger wiederum eine optimalen Work-Life-Balance. Nicht weil Arbeit und Entspannung voneinander getrennt werden, sondern weil Entspannung in den Arbeitsalltag integriert wird. Die Formulierung „Work-Life-Balance“ sei allerdings irreführend. Sie gaukle Extreme vor, die es so nicht gibt. Vielmehr sollten Arbeit und Leben in Einklang gebracht werden.

Unternehmer und Autor Andreas Nau schreibt in seinem Buch „Wertvoll in die Zukunft“: Arbeiten und Erholen sollten sich mischen. Die Zeit im Büro sollte idealerweise Lebensfreude liefern. „Work-Life-Blend“ lautet seine Formel. Dabei ist Individualität das Stichwort. Bei einer Workation können Vertrieblerinnen je nach produktiver Phase, Stimmung oder Workload Pausen flexibel gestalten und besser in den Alltag integrieren.

Asynchrones Arbeiten

So kann der Aufenthalt am ungewohnten Ort, ob allein oder im Team, Kreativität fördern und andere Perspektiven öffnen. Denn oft erlahmen Ideen und Pläne durch Routinejobs. Neue Eindrücke lüften hingegen das Gehirn und sorgen für frische Impulse. Das wiederum führt zu einem hohen Maß an Wohlbehagen – im Bestfall im Job und im Privatleben.

Deswegen sollten Mitarbeitende arbeiten dürfen, wann und wo sie wollen, sofern sie die gewohnte Leistung liefern“, findet Pflüger und betont: Nicht alle Menschen seien zur selben Zeit produktiv.

Es gibt Frühaufsteher und Nachtmenschen, Homeoffice-Freunde und Büroverfechter. Diese Individualität sollten Chefs respektieren und fördern, zum Beispiel indem sie asynchrones Arbeiten befürworten. So macht auch eine Kombination aus Anwesenheit im Büro und Homeoffice bzw. Remote Work Sinn. Der reale Kontakt zu Kollegen ist wichtig. „Im Vertrieb ist das Voneinander-Lernen ein Punkt, der nicht zu unterschätzen ist“, findet Pflüger.

Schnittstellen einrichten

Doch auch, wenn Kolleginnen und Kollegen im Urlaub nicht erreichbar sein wollen, sollten Führungskräfte das akzeptieren. Der Urlaub ist im Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) geregelt. Eine permanente Erreichbarkeit im Urlaub ist dort nicht verankert. Denn selbst wenn Arbeitnehmer über ein Diensthandy verfügen, gibt das dem Arbeitgeber nicht automatisch das Recht, sie im Urlaub anzurufen, wenn ihm der Sinn danach steht. Dies würde der Erholung entgegenstehen.

Klug ist es daher, vorab das Konfliktpotential zu entschärften. Bedeutet für den Arbeitnehmer, seine Aufgaben sauber zu übergeben und für die Chefin, diese Schnittstelle zuvor einzurichten. Ein Tandemmodell kann hier helfen. So vertreten sich Kollegen wechselseitig während ihrer Abwesenheit.

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Michael Sudahl

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